Poesie

L ich t fu nk e n

Tageslicht, tanzend mit der Abenddämmerung.
Seicht verschwindend, immer dunkler.
Der Tag verschwimmt mit nächtlicher Finsternis.
Lässt auch die Seelen der Freude
an manchen Tagen nur die Nacht sehen.
Nur die Nacht.
Ab und an, ein kleiner Lichtfunke.
Gespendet durch vorbeifahrende Autos.
Autos, in denen Menschen Geschichten erzählen. 
Lächelnd, weinend, vergessend, erinnernd,
verträumt, erregt, bezaubert.
So fahren sie.
Fortfahrend.
Bei Zeiten wiederkehrend,
den Rücken kehrend,
den Kopf leicht zur Seite geneigt.
Schwelgen und verwelken sie.
Die Gedanken.
An das, was war,
was sein könnte,
was jetzt ist.
Katastrophen des Alltäglichen.
Entstehend, in uns.
Weil wir grübeln und verübeln.
Das Wesentliche vergessend, verschwimmen wir mit den Lichtfunken.

© Nelli H. H.

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Poesie

| WortMacht |

Ein Messer, so scharf,
so scharf ein Messer.
Kann verursachen,
Wunden so fein,
kaum erkennbar.
Schmerzend.
Für einen kurzen Moment.

Ein Messer, so scharf,
so scharf, ein Messer.
Kann Blut vergießen.
Andauernder Schmerz.
Bis hin zum Tode.
So scharf.

Ein Wort, so hasserfüllt.
So hasserfüllt, ein Wort.
Kann verursachen,
Verzweiflung, so stark,
lässt erschaudern.
Hinterlässt Narben.
Innerlich.
Nicht sichtbar,
doch sind sie da.
Verborgen.
In uns,
in uns allen.

Ein Wort, so stark,
so stark, ein Wort.
Bohrt sich hinein,
in unsere Seele,
so tief, dass es einen quält.
Tag ein, Tag aus.
Unermüdlich.
Ständig.
Immer.
Lässt uns nicht los,
hält uns fest,
gefangen.
Tage,
Wochen,
Jahre lang.

Noch immer hör‘ ich diesen Klang.
Den Klang aus deinem Munde.

Ein Wort, so kränkend,
so kränkend, ein Wort.
Hinterlässt Spuren,
zieht sich entlang,
durch unser Leben.
Doch die Mauer ist da,
der Widerhall des Wortes,
umgibt meine Seele,
lässt sie nicht frei,
lässt sie nicht frei,
lässt sie nicht frei.

Ein Wort, so zerstörend,
so zerstörend, ein Wort.
Lässt Herzen zerbersten.
Lässt Träume verschwinden.
Verschließt unser Glück
unter schwarzem Tuch.
Seelenfluch.

Ein Wort, so treffsicher,
so treffsicher, ein Wort.
Niemals daneben,
berührt uns,
verführt uns.

Ein Wort aus deinem Munde,
aus deinem Munde, ein Wort.
Führt mich,
führt mich fort.
Berührt mich,
verführt mich.
Lässt mich fliegen.

Aus deinem Munde, ein Wort.
Ein Wort aus deinem Munde.
Öffnet eine tiefe klaffende Wunde.
So tief.
So schwarz.
Vergiftet mich.
Bringt mich zu Fall.
Du hast es zerfetzt,
du hast mein Herz zerfetzt.
Mitgenommen hast du meine Zuversicht,
mein Lachen,
mein Glück,
mein Leben.

Unsichtbare Herzfetzen.

© Nelli H. H.

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Poesie

Traveller

Reisend.
Auf der Suche.
Manchmal gefunden,
darauf gestoßen,
wieder verloren.
Gefunden und verloren.
Reisend.
Suchend.
Findend.
Verlierend.
Das Herz.
Mein Herz.
Ein Reisender.
Eindrücke.
Druck, der lastet.
Meine Schultern,
sich neigend.
Befreit.
Weitergehen.
Reisender, oh Reisender,
mein Herz.
Mein Herz,
ein Reisender.
Von Ort zu Ort,
betreten und verlassen.
Und doch jedes Mal ein Stück
meines Herzens zurückgelassen.
Es hat sich festgeklammert,
lässt nicht los.
Lässt nicht los von dir.
Du unendliche Weite des Seins.
Stücke des Mosaiks werden Eins.
Mein Herz,
mein Herz,
ein Reisender.

© Nelli H. H.

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Poesie

Fortlaufend.

Als würde sich das Innerste das erste Mal dem Äußeren entgegenstrecken.
Seine kleinen Finger der Einsamkeit nach den fallenden Blättern, die das Licht brechen, recken. Eine kleine Bewegung der Freiheit ausführen.
Doch unsicher wie es ist, schreckt es bei jedem Windhauch zurück. Zieht sich zusammen. Versteckt sich immer weiter hinter der Fassade.
Der Fassade des Zusammenseins, die die dunklen Schatten mit Licht flutet. Die kleinen Finger neigen sich immer weiter der Handfläche zu. Ballen eine Faust. Verkrampfen.
Der Film des Sommers zieht vorüber. Erinnerungen hallen wie Schritte auf dem Asphalt. Mal laut, mal leiser. Stimmen, die zerren, springen verhöhnend von Klippen direkt in unser Herz. Die Wellen spülen die Liebe davon, nehmen alles mit, was sie bekommen. Die Erinnerungen verblassen, lassen schroffe Gedanken zurück. Doch irgendwann sind auch diese fort.
Aus Sommer ist Winter geworden.

© Nelli H.

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