Fotografie, Poesie

Verloren innerhalb eines Wimpernschlags.

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Manchmal, da trägst du alles Glück der Welt im Herzen. Ganz tief drin, bist durchzogen von Leben, das die Knospen aller Gefühle erblühen lässt. Fühlst dich angekommen, Zuhause, geliebt, geborgen. Doch dann, dann blinzelst du und das Glück ist nur noch eine bittere Erinnerung, manchmal da träumst du noch davon, es fühlt sich real an, so echt. Und dann, am Morgen, da erkennst du. Das Glück ist ein längst vergangener Traum. Zugrundegehend, innerhalb eines Wimpernschlags.

© Nelli H. 

 

 

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Poesie

Niemals wieder.

Das sanfte Entschwinden in eine leisere, friedlichere Welt empfand ich schon immer als wohligen Genuss. Das Vergessen von Schmerz, Verlust und allem was war. Das Wissen, dass man sein kann, wer immer man möchte. Dass man jeden an seiner Seite haben kann, den man sich nur wünscht. Dass Regen und Sonnenschein sich in einem taktvollem, elegantem Tanze abwechseln.
Die Gewissheit, dass man für einige Stunden vergessen kann, was einen quält. Manchmal, da bedeutet träumen, leben zu können. Denn manchmal ist nichts wichtiger als zu pausieren.
Es gab eine Zeit, da hielt mich nichts lebendiger als diese Taktik. Schlafen, aufstehen, träumen, schlafend träumen. Doch eines Tages war verschwunden, was mein Leben so verrotten ließ.
Da verstand ich es, all das, was man sich wünscht, existiert nicht nur in unseren Köpfen. Wenn man aufhört sich selbst zu bemitleiden, sein Herz in die Hand nimmt und es der Welt präsentiert, ist nichts unmöglich. All das, was du erlebt hast, was du gefühlt hast, was du vielleicht noch immer nicht verstanden hast, all das hat dich zu dem Menschen gemacht, der du heute bist und das ist gut so. Du bist nicht weniger wert als sonst irgendjemand und kannst alles erreichen, was du willst.
Manchmal da gehe ich meinen bisher gegangen Weg rückwärts, um zu sehen, wie weit unten wir mal waren, wie klein wir uns fühlten, wie sehr wir dich hassten. In diesen Momenten verstehe ich, dass nicht du die Macht haben sollst, unser Leben zu bestimmen, sondern, dass wir das Mosaik neu zusammensetzen können. Zu einem Kunstwerk voller Leben, voller Vielfältigkeit, voller Liebe. Und niemals wieder wird es einen Zeitpunkt in unserem Leben geben, an dem du dieses Bild zerstören kannst.

© Nelli H. 

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Poesie

Du betrachtest deine Gedanken von Nahem.
Sie sprudeln, sprudeln aus deinen Adern.
Schäumen sich auf.
Du verschwindest hinter warmem Dunst.
Das Atmen fällt dir schwer, fast erdrückt
von den Dingen, die verborgen auf dich lauern.
Ziehst du dich zurück, weit nach hinten.
In eine dunkle Ecke,
in der eine Box steht,
die alles gespeichert hat.
Alles, was du gesehen, gefühlt, erlebt hast.
Manchmal öffnet sie sich
und lässt Erinnerungsfetzen hinausgleiten,
die sich ganz langsam durch
deine Schädeldecke bohren
und sich festsaugen
so fest,
dass du sie
gar nicht mehr loswerden kannst
Gerüche schlängeln sich durch deine Nase
und lassen Bilder entstehen,
die so bunt, so chaotisch,
so hell erscheinen
dass du deine Augen kurz zusammenkneifen musst
Geräusche dringen an dein Ohr,
die dich zusammenzucken lassen
Schreie, die immer und immer wieder widerhallen
so laut, das du ins Wanken gerätst.
Ein Kälteschleier legt sich
um deine rissige Haut,
die aufzureißen droht,
solltest du nur eine Faser deines Körpers bewegen.
Daher stehst du,
gefesselt von dir selbst
einfach nur da
in der Hoffnung
all das würde sich verflüchtigen
genauso schnell
wie es gekommen ist
Manchmal muss man sich selbst fesseln
bevor man wieder frei atmen.
Sich frei bewegen.
Angstfrei sehen kann.
Frei sein kann.

© Nelli H. 

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Poesie

“And in that moment, I swear we were infinite.” S. Chbosky

Manchmal, da ist alles geben nicht genug, aber alles, was du tun kannst.
Manchmal, da musst du mehr sein, als du denkst zu sein.
Manchmal, ja, da ist das Leben einfach beschissen oder denkst du das zumindest.
Doch du wirst kostbare Momente durchleben. Momente, in denen du wächst, über dich hinaus, in denen du verstehst, dass du alles erreichen kannst, wenn du nur nicht aufgibst, dass die Dinge, die du tust, gut, richtig und nicht so schlecht sind, wie du dir immer einredest.
Wenn dein Leben im Moment dunkler ist, als du es gerne hättest, dann verzweifel nicht daran, sondern lass‘ es heller werden, in dem du die Dinge tust, die du liebst.
Egal was passiert, egal was noch kommt, das Einzige, was du niemals tun darfst, ist aufgeben, denn du bist großartig.
Vergiss das niemals.

© N. H.

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Poesie

Woher wissen wir, was uns gut tut. Wird es gemessen an der Zeit, in der es uns gut geht, in der wir glücklich sind. Oder sollten wir darauf achten, wie oft es uns Stücke reißt, uns die Kraft raubt uns niedergeschlagen sein lässt. Was, wenn die gute Zeit die schlechte aufwiegt. Oder ist das nur ein Betrug unserer Selbst, weil wir nicht sehen wollen, wie sehr es uns quält. Ist es eine Bereicherung, obwohl unser Leben genauso wie vorher ist? Oder drehen wir uns im Kreis und verstehen uns selbst nicht.
Manchmal meinen wir klar sehen zu können, doch das, was wir sehen, ist reiner Nebel, reine Unklarheit gegenüber dessen, was wir eigentlich wollen, was wir eigentlich brauchen.
So erwache ich jeden Morgen, greife den Gedanken auf, den ich vor dem Schlafengehen nicht mehr zu Ende denken konnte.
Und du weißt nicht, was überhaupt vor sich geht. Doch es steht direkt vor dir, das, was schief läuft. So oft wie ich es dir sage, so sehr zerpflückt es mir meine Gedanken.

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Poesie

Fragmentarische Gedanken eines Abends.

Demoliert vom Leben. Kaum denkst du, du könntest wieder atmen, legt sich ein unsichtbarer Schleier über dich, der dir das Atmen erschwert. Deine Augen wirken leblos, kalt. Als würde das Leben an dir abprallen. Als ob du es nicht mehr aufnehmen könntest.

Durch Vergangenes verbunden, doch durch das Heute in zwei Seelen geteilt. Wir reden und reden und reden, doch hören wir uns nicht. Meine Sorgen, die nicht deine sind, mit Frohsinn bedeckt, die das Herz schwärzt. Resignation vermischt mit täglichem Geplänkel.

Damals wie heute das dringende Bedürfnis zu suchen, das, das mich erfüllt. Doch immer noch verborgen, dem Ziel nachjagend, nicht wissend, ob es sich finden lässt. Es sich jemals fühlen lässt. Der Moment des Angekommenseins.

Ungewissheit, die wohl jeder kennt. Das Gefühl verloren zu sein. Das Gefühl einsam zu sein, obwohl andere Personen um dich herumschwirren. Doch auch jeder kennt das Gefühl, das etwas Großartiges wartet, ganz egal, was es sein wird. Es ist das Warten und die Kraft des immer Weitermachens wert. Das Leben ist es wert, in all seinen Facetten, in all seinen wunderschönen Kleinigkeiten, die groß für uns sind, wahrgenommen und gelebt zu werden. Für jeden sind die kleinen, großen Dinge etwas anderes, andere Begebenheiten, andere Worte, die jemand zu einem sagt. Bei jedem eine andere Geschichte. Doch das Gefühl ist bei jedem gleich. Tiefempfundenes Glücksgefühl und Geborgenheit. Jeder wird früher oder später ankommen.

© Nelli H.

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Poesie

Humanity is dying.

Jeder Tag, eine Endlosschleife.
Du gehst dorthin, wo du sein musst,
bis du am Abend wieder Zuhause bist.
Maschinös nimmst du deine Mahlzeit ein
und denkst darüber nach,
wie wenig dir dieser Tag gegeben hat,
genauso wie der letzte.
Oberflächliche Höflichkeit,
nicht, weil man sie jemandem entgegen bringen möchte,
sondern weil es erwartet wird.
Und manchmal bekommt man nicht mal das.
Wir blicken uns niemals tief in die Augen,
niemals in die Seele, nehmen uns keine Zeit,
ein erzwungenes Hallo,
wenn überhaupt.

Du hörst jeden Tag nur, was du gar nicht oder
nicht gut genug getan hast,
was du falsch gemacht hast.
Doch das, was du ausgezeichnet gemacht hast,
ist schnell vergessen,
weil in dieser Zeit nichts geschätzt wird.
Die Arbeit mehr zu lieben als sich selbst oder andere,
ganz selbstverständlich.

Jeder nur an sich selbst denkend,
wird irgendwann erkennen,
dass er so viel mehr vom Leben hätte haben können.
Viel mehr über andere hätte erfahren können,
wenn man sich nur einmal die Zeit genommen hätte.
Zeit füreinander.
Jeder Mensch hat Faszinierendes erlebt,
Momente des Glücks, der Trauer, der Erkenntnis.

Doch jeder läuft durch diese Welt,
abgeschottet durch eine eiskalte Mauer.

Jeden Tag mehr erkennend,
dass Menschlichkeit ausstirbt,
jeden Tag ein bisschen mehr.

© Nelli H.

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