Poesie

wahre freiheit

Die Augen aufschlagend, ertönte warmer Vogelgesang. Die Sonne leuchtete beruhigend durch die Regentropfen bedeckte Scheibe, streichelte sanft hinab gleitende Tropfen, die langsam trockneten.
Leichtfüssig und doch noch schläfrig aus dem Bett steigend, überschlugen sich die Ereignisse.
Man wird sich fragen, was dies für Ereignisse waren, doch ist dies eher von unwichtiger Natur. Viel wichtiger und damit im Zentrum stehend, sind die Empfindungen, die sich währenddessen den Weg durch den Geist bahnten.
Sie waren von dunkler Inspiration, was sich darin niederschlug, dass man, getrieben von blinder Wut, Dinge tat, die man ansonsten niemals in so schnellem Ausmaß getan hätte. So klopften, hämmerten wir wie wild an dem Wall des Zornes, der uns den Weg versperrte, uns nicht hinaus in die Freiheit ließ.
Wir suchten nach alternativen Ausgängen, die jedoch allesamt viel zu gefährlich erschienen. Gefangen in der Kontrollsucht, die sich von Tag zu Tag durch den Alltag schlängelte, uns in eine Ecke drängte, fingen wir an, zu akzeptieren. Zu akzeptieren, dass es keine Worte gab, die das ändern konnten, zumindest nicht ein einziges verdammtes Wort aus unserem Munde.
Der Akt des Akzeptierens fand Zuflucht in der bevorstehenden Zukunft, die hoffnungsvoll erschien, man würde frei sein. Einfach frei sein.
Weit entfernt von dem Hass, von der Einengung, von der Kleinhaltung.
Doch niemals kann man sicher sein, ob es nicht dann etwas Anderes geben würde, das einengt, einen nicht so sein lässt, wie man ist.
Die Kunst mag wohl darin liegen, sich nicht einengen zu lassen, sich treu zu bleiben, egal welche Umstände vorherrschen mögen. Man muss lernen sich nicht kleinzumachen, sich von der Masse hervorzuheben, oder zumindest nicht unterzugehen.
Der Tag, an dem das passiert, an dem man seine volle geistige Größe entfalten kann, ohne Angst, etwas Falsches zu sagen oder zu tun, sondern es einfach zu tun, ohne sich um die Konsequenzen zu kümmern. Dieser Tag wird erst die wahre Freiheit entfalten.

 
© Nelli H. 
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Fotografie, Poesie

Leuchten.

© Nelli H.

© Nelli H.

 

gebrochen an den narben der zeit
ist mein blick stählern
fast schon leer
fast
erfasst er deinen
wird er weich
warm
zärtlich
dein blick ist offenbarung
offenbarung wie es sein kann
angst schängelt sich an den narben entlang
lässt sie hart werden
lässt das gewicht noch schwerer werden
angst vor so vielem
angst vor menschen, die nicht akzeptieren können
gar verachten
wie man ist
erkenntnis
beizeiten
lehrt, dass es nicht wichtig ist.
Nicht zählt.
Was wer wo wann denkt
alles was zählt sind die eigenen
die eigenen taten
die ziele, die verschiedene wege bestimmen
lechzend nach der täglichen nahrung
der liebe der menschen um uns herum
die uns einlullt und trägt
durch den wind der zeit
der uns hin und her wiegt
in der dunkelheit unserer gedanken
die uns umschlingen
mit dem zorn ihrer intensität
dem zorn auf uns selbst
chancen verpasst zu haben
worte nicht gesprochen zu haben
die auf der zunge brannten
worte nicht gehört zu haben
die andere in der stille geschrien haben
halten wir inne und warten
und doch ist jeder tag wie der davor
mal intensiver
mal langsamer
mal schneller
mal schmerzhafter
wir machen weiter
wie wir es gewohnt sich
unsere eigenen bedürfnisse vergessend
festgefahren im Rad der Zeit
ohne, dass es gut ist
ohne, dass wir es wollen
und doch hat uns der Stillstand eingeholt
die dämmerung flüstert uns zu,
dass der nächste tag anders wird
dass es ein tag wird, der alles verändert
der uns verändert
die hoffnung schließt sich um unser herz
und beschleunigt den puls
die leuchtenden augen können es kaum erwarten
sich zu schließen
bis zum nächsten morgen
um dem glück direkt ins gesicht zu blicken
denn wir wissen,
wir können ändern, was wir wollen
und das leben zu unserer eigenen galerie machen
die unsere verschiedenen facetten darstellt
uns selbst in anderem licht erscheinen lässt
einzigartigkeit zeichnet uns aus
jeden von uns
morgen kommt der tag, der alles verändern wird
unsere narben werden leuchten

© Nelli H.

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