Schlagwort-Archive: Poesie
Ohne dich wären wir nicht.
Herzschlag
setzt aus
wenn du es sagst
wenn du sagst
dass wir
dass wir
besser dran wären
wenn du nicht
mehr wärst
doch die wahrheit
die wahrheit ist
wir wären
noch weniger
als wir jetzt sind
wären hinter
uns selbst verborgen
wären verloren
in den worten
der anderen
würden noch weniger
leben
als wir es jetzt tun
könnten uns nicht mehr halten
an den dünnen fäden
des vergangenen
die die luft abschnüren
würden noch mehr daran setzen
die fassade aufrechtzuerhalten
würden noch mehr tun
was wir nicht sind
noch mehr sagen
was wir nicht so meinen
einfach nur des lebens wegen
Ohne dich wären wir
nicht.
© Nelli H.
Knospe.
Schwarze Flüsse.
Durchwaten.
Färben ab.
Die Haut
immer dunkler.
Pechschwarz.
Knospen der Verzweiflung,
tief verwurzelt mit der Vorstellung.
Der Vorstellung von dir.
Davon, dass.
Durchwate ihn eilig.
Renne, doch hält mich etwas.
Schwarze Tinte verteilt.
Hat Worte hinterlassen.
Die sich schlängeln.
Auf jeder Faser meiner Haut.
Funkeln der Nacht prassen herab.
Verbrennen sie.
Hinterlassen tiefe Linien.
Gedanken.
Die gehen nicht.
Umkreisen dich.
Gierig.
Fordern dich.
Überfordern dich.
Knospen der Angst,
tief verwurzelt mit der Vorstellung.
Der Vorstellung von dir.
Davon, dass.
Bleibe stehen.
Habe es aufgegeben.
Lasse mich umschlingen.
Von dem Dunkel.
Lass es mich
niederreißen.
Es brennt wie Lava.
Tiefgehend schmerzlich,
lässt meine Augen sich schließen.
Umso mehr fühlt die Seele,
was sie nicht soll,
was sie nicht darf.
Die Vorstellung.
Von dir.
Dass.
Macht mich hilflos.
Marionettenartiges Aufrichten.
Die Last tröpfelt,
milimeterweise.
Meine sich öffnenden Augen,
vernehmen sie,
Knopsen
der Zuversicht,
die sich langsam öffnen.
Atme gehetzt.
Will aufsaugen,
was noch nicht ist.
Will spüren,
was so fern scheint.
© Nelli H.
Stille Begegnung.
Dein Blick sucht mich noch immer, sucht mich noch immer heim.
Renne über leere, staubige Flure, um Häuserecken, renne mir die Seele aus dem Leib, um dir zu entkommen.
Doch du siehst mich, siehst mich ganz klar, egal wie weit entfernt ich von dir stehe.
Du siehst nicht durch mich hindurch, blickst nicht oberflächlich auf meine Innerstes. Du betrachtest es von jedem Blickwinkel aus. So genau, dass es mir anstatt zu gefallen, unheimlich ist, mich sogar in meinen Träumen verfolgt.
Kaum bin ich dir entkommen, tut sich der Boden auf, verschluckt mich, kotzt mich aus und stellt mich vor dir wieder auf. Langsam setze ich mich wieder zusammen, Schritt für Schritt, Pore für Pore. Meine Gedanken liegen frei vor dir, wie eine aufgeklappte Zeitung, die du nur zu lesen brauchst, egal wie viele Seiten fehlen, setzt du den Text Zeile für Zeile zusammen, sodass ich ganz unbedeckt vor dir stehe. In jedem Moment unserer stillen Begegnung.
© Nelli H.
Dunkelheit.
Die Dunkelheit der Nacht legt ihre Fäden um die Welt.
Verschluckt in Träumen,
von Vergessenem,
von Bevorstehendem,
von Glück und Liebe,
von Grausamkeiten,
hört man die Welt ungleichmäßig atmen,
hört den Schnee ganz leise fallen.
© Nelli H.
Kälte.
Wenn ich in deine Augen blicke, dann sehe ich… dann sehe ich nichts als Dunkelheit.
Voller Schwere senken sich deine Augenlider bei jedem Atemzug. Schneeflocken haben sich darin verfangen, tauen, fallen, landen. Sie landen sanft auf deinen Wangen, fließen seicht herunter, wie ein kummervoller Korn, eine Träne.
Und doch bin ich nicht sicher, ob sie nicht doch deine Tränendrüsen verlassen haben. Denn du schweigst, du schweigst so still. Würdigst mich keines Blickes.
Die Kälte lässt mich erschauern, deine und die des Windes.
In diesem Moment wird mir bewusst, dass unser Winter niemals enden wird. Weder jetzt noch in naher Zukunft. Er wird andauern bis wir erfroren sind. Erstickt von unseren Gedanken. Die sich schwerer niederlassen als alles andere.
Denn niemand getraut sich auszusprechen, wie kalt es um uns herum geworden ist.
© Nelli H.
Stille.
Stille Reise.
Schon als kleines Kind versuchte ich die Stille einzufangen.
So beruhigend.
Sie fordert nichts.
© Nelli H.
Gedankenurlaub.
Gedanken, eingebettet in wolligem Geflecht.
Ruhen aus,
von diesem Weltenlärm.
Von dieser furchtbaren Zornesausbreitung.
Diese Unentschlossenheit mancher.
Lässt mich unruhig atmen,
lässt mich wellig werden.
Gedankenzerschmelzung.
Gedankenverlust.
Gehirnstopp.
Ganz sacht.
Zurückschieben,
den Gedankenstrom.
Umschlungen von beruhigendem poetischen Schwall,
nicke ich dieser Ruhe zu.
Sie wiegt mich ganz leise hin und her.
Bettet mich weich in dieser Stille.
Einzig der Wind umhüllt das Schweigen
mit einer sanften Symphonie.
Legt mich nieder, auf die Meeresmatratze.
Sie schwankt.
Ich falle.
Lande auf hartem Beton.
Autolärm.
Menschenhetze.
Arbeitsstress.
Sturmwarnung.
© Nelli Halter.
fall
ich sah dich
sah dich fallen
es war unaufhaltsam
nichts konnte sich dem entgegenstellen
zu sehr wolltest du es
denn du wolltest nicht kämpfen
dich nicht stellen
wolltest lieber deinen frieden
zumindest mit dir selbst
ich sehe ihn
den frieden
in deinen geweiteten pupillen
du scheinst es tatsächlich zu glauben
zu gerne würde ich dir das bild
das sich in meinen augen widerspiegelt
zeigen
es würde dir
die wahre wahrheit offenbaren
ungeschönt
unschön
doch du willst nicht
gibst dich der verzweiflung hin
noch immer sehe ich dich fallen
unaufhörlich nimmt es meine gedanken ein
denn jedes mal
wenn du fällst
falle auch ich
© Nelli H.
An dem Felsen deiner zarten Haut.
Wellen preschen an Felsen,
bleiben kleben, verändern sich nicht.
Werden starr‘.
Ängstlicher Atem durchzieht die Nacht.
Grad‘ noch gedacht, es sei fröhlicher Schein.
Konnte es nicht anders mehr sein.
Der Felsen, er fiel.
Zerschellte.
Einzelne Staubkörner fliegen.
Umher.
Ganz einsam.
Zu klein.
Ganz einsam.
Einmal zerbrochen.
Niemals vergessen.
Deine Geschichte.
Deine Poren.
Deine morgendliche Röte.
Dein Fingerwippen.
Dein herzliches Lachen.
Niemals vergessen.
Die Nacht zieht ihre Kreise,
schließt mich aus.
Schert mich fort.
Von Ort zu Ort schleppe ich
meine müden Glieder.
Zerbrochen an dem Felsen,
deiner zarten Haut.
© Nelli H.





