Alltagsgedanken

Ein Drittel Leben.

Ein Drittel Leben schon vorbei.
Wie ein Wimpernschlag ist sie verflogen, die Zeit.
Hat mich manchmal eingeengt und manchmal aus alten Ketten befreit.

Hab gelacht, geweint, gejauchzt und mich gefreut.
Mich vor vielem so oft gescheut,
und es deswegen nicht getan.
Manchmal allerdings doch.
Dann, wenn die Furcht geschrumpft ist,
weil ich mir selbst die Hand gehalten hab.

Hab so vieles gelernt,
so vieles vergessen,
und manches einfach ausgesessen.

Oft habe ich einfach nur gewartet,
wer weiß denn schon auf was.
Irgendwie darauf, dass etwas anders wird.
Dass sich Dinge verändern,
mit denen ich nicht zufrieden war.
Meistens war ich das.
Manchmal die Umstände.

Irgendwann machte es dann Klick:
Bevor ich hier verende,
wie eine ausgetrocknete Pflanze,
die nicht das bekommt,
wonach sie lechzt,
gebe ich mir all das selbst.

So hoffe ich auch für dich,
dass du in keinen Trott verfällst,
jeden Tag etwas Schönes erlebst,
nicht danach flehst,
mehr Zeit für die Dinge zu haben,
die dich erfreuen,
mehr Zeit für die Menschen zu haben,
die dir wichtig sind.

Sondern, dass du sie dir nimmst.

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Alltagsgedanken

Ein Hoch auf dich und das Leben.

Ohrenbetäubendes Rauschen vernebelt mir den Verstand, als hätte ich den Radiosender gewechselt und keinen guten Empfang. Ich weiß ganz genau, was nun kommt: Diese immer lauter werdende Stimme, die in mir wohnt, sich in mir eingenistet hat und mich immer mal wieder besucht. Zwar nicht mehr so oft wie noch vor einem halben Jahrzehnt und doch noch oft genug.

Im Innern diskutieren wir: Die Stimme ist kontra, ich – wie immer – pro. Pro Leben, pro Wachstum, pro Vertrauen. Doch mein argwöhnischer Begleiter ist dagegen, egal, wofür ich bin – er hält dagegen.
„Du hast das bisher auch noch nicht gemacht. Wieso jetzt? Du hast bisher so gedacht und agiert, wieso willst du das ändern?“
Ich bleibe ruhig und gebiete ihr Einhalt mit einem einfachen „Stop“. Der empfohlene Trick meiner Therapeutin ist so simpel wie effektiv. Innerhalb von einer Sekunde ist Ruhe. Ich genieße die sich ausbreitende Stille und atme tief durch.

Ich weiß, wer ich bin, was ich kann und was ich tun werde. Ich brauche keine Kritikerin, keine Rezensentin, die mein Leben bis ins Kleinste bewertet und nichts anderes kann, als darüber zu nörgeln, was ich nicht richtig mache.

Das Leben ist nicht dafür da, alles bis ins letzte Detail zu planen und zu kontrollieren, sondern dafür, so zu leben, wie man es möchte. So zu leben, dass man glücklich ist. Und zwar nicht erst im nächsten Jahr oder in fünf oder wenn man dies und jenes erreicht hat, sondern jetzt, in diesem Moment.

Was ich in den letzten Jahren gelernt habe, ist, dass Angst zwar manchmal durchaus sinnvoll ist, aber man nicht zulassen darf, dass daraus ein Käfig wird. Und der erste Schritt, um dem entgegenzuwirken ist, genau das zu tun, was einem Angst macht.

Alles beginnt damit, für sich selbst einzustehen, zu sagen, was einen bewegt und klipp und klar „Nein“ zu sagen, wenn man etwas nicht tun möchte. People pleasing ade.

Wenn du kennst, worüber ich hier schreibe, möchte ich dir Folgendes sagen:

Du bist wichtig.
Deine Meinung zählt.
Du bist wertvoll und du wirst geliebt.

Und irgendwann wirst du verstehen, wieso diese Phase in deinem Leben vonnöten war. Du wirst dich selbst kennen und lieben lernen – auch wenn dir das gerade vielleicht noch unmöglich erscheint. Deine Gedanken, Verhaltensmuster und Glaubenssätze sind über Jahrzehnte hinweg entstanden, daher wirst du sie nicht über Nacht verändern können. Doch nach und nach, in deinem ganz eigenen Tempo, wirst du Veränderungen bemerken und das Bild, das du von dir hast, wird sich ins Positive wandeln.

Da bin ich mir sicher.





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Poesie

Light//Love//Strength

Vibrationen des Herzens
lassen verblassen was war.
Was dein Verstand einst gebar,
was geschah.
Erloschen ist alles,
was dir nicht nützt,
dich nicht stützt,
dir keinen Dienst erweist.
Das Negative folgt dem Fluss des Lebens,
aber nicht mehr deinem.
Versteinert ist das Nicht-Lichtbringende,
verschlossen hinter gefluteten Fenstern.
Fenster deiner Seele,
du kannst hinausschauen,
offenen Seins,
du bist eins.
Mit der Energie der Welt,
die den Takt deiner hat.
Verbunden mit der Natur
schöpfst du Kraft
und bist stark verwurzelt,
jeder Gedanke, der purzelt,
ist voller Glanz, voller Reinheit, voller Licht,
vollkommen sein,
wie geht das nur?
Fragst du dich,
wohl wissend,
dass du es bist.
Dein Licht strömt hinaus
und flutet Wiesen,
die Liebe blüht
in dir
und um dich herum.
Jeden Tag kommen Knospen hinzu.

© Nelli H.

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Kurzgeschichten

Große Veränderungen in unserem Leben können eine zweite Chance sein. – Harrison Ford

 

Sanfter, kalter Wind umweht dein schönes, markantes Gesicht, das geziert ist mit einem Lächeln. So schön, dass ich weinen möchte. Schon lange habe ich es nicht mehr an dir gesehen. Diese Bewegung deiner Mundwinkel musstest du aufs Neue lernen. Hattest es vor langer Zeit schier vergessen.
Doch heute ist alles anders. Die Welt ist fröhlicher geworden, weil du es auch bist. Lange Zeit hast du dich in den Regen gestellt und nicht mehr vom Fleck bewegt, standest still und ließest deinen Körper das kühle Nass einsaugen. Doch dein Durst nach Seelenfrieden, nach Stille, nach innerer Gelassenheit konnte nicht gestillt werden. Jedes Mal aufs Neue gingst du nach draußen und standest dort, hast gewartet, auf den einzigen Menschen, der deinen Schmerz etwas weniger werden lassen konnte. Dich dort so zu sehen, ließ mich jedes Mal innerlich zerbrechen. Doch auch ich konnte nicht mehr tun, als zu warten, dass du wieder gehen würdest. Dass du wieder hereinkommen würdest, um dich am Kaminfeuer zu wärmen.
Den dampfenden Kakao, den ich meist vor dich stellte, rührtest du nicht an. Wir beide folgten den Bewegungen des Dampfes, der sich tänzelnd nach oben bewegte, nach rechts und links bis er verschwunden war.
Kein Wort löste die Stille ab, denn es gab nichts mehr zu sagen. Kein Wort hätte etwas ändern können, denn sie waren es, die einst alles zerstörten.
Die unsere heile Welt versinken ließen, in den lodernden Flammen des Hasses, der alles verschlang.
Dich. Mich. Uns alle.
Die Verbrennungen der Seele saßen tief. Doch jeder Schritt, der uns weiter von dort entfernte, ließ die Wunden etwas heller werden.
Fast vergaßen wir, dass es ein Leben vor dem Weggang gegeben hat. Fast. Oder wir dachten zumindest, dass wir es taten, dass wir es könnten. Doch manchmal haben die schützenden Mauern ein paar Risse, lassen etwas Dunkel heraus.
Doch niederreißen kann es uns nur noch manchmal, selten, so selten, dass man es gerade so verkraften kann, gerade so standhalten kann.
Irgendwann ließest du los, hörtest auf zu warten. Hörtest auf zu warten, auf die eine Person, von der du dachtest, sie könne dir helfen, den Schmerz von dir nehmen, ihn erleichtern.
Nachdem du begriffen hattest, dass sie nicht kommen würde, hast du aufgehört. Aufgehört zu warten. Von einem Tag auf den anderen.
Du hast eingesehen, dass du selbst diese Person bist. Die, die alles ändern kann.

– © Nelli H.

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Poesie

Fortlaufend.

Als würde sich das Innerste das erste mal dem Äußeren entgegenstrecken.
Seine kleinen Finger der Einsamkeit nach den fallenden Blättern, die das Licht brechen, recken. Eine kleine Bewegung der Freiheit ausführen.
Doch unsicher wie es ist, schreckt es bei jedem Windhauch zurück. Zieht sich zusammen. Versteckt sich immer weiter hinter der Fassade.
Der Fassade des Zusammenseins, die die dunklen Schatten mit Licht flutet. Die kleinen Finger neigen sich immer weiter der Handfläche zu. Ballen eine Faust. Verkrampfen.
Der Film des Sommers zieht vorüber. Erinnerungen hallen wie Schritte auf dem Asphalt. Mal laut, mal leiser. Stimmen, die zerren, springen verhöhnend von Klippen direkt in unser Herz. Die Wellen spülen die Liebe davon, nehmen alles mit, was sie bekommen. Die Erinnerungen verblassen, lassen schroffe Gedanken zurück. Doch irgendwann sind auch diese fort.
Aus Sommer ist Winter geworden.

© Nelli H.

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