Poesie

Du betrachtest deine Gedanken von Nahem.
Sie sprudeln, sprudeln aus deinen Adern.
Schäumen sich auf.
Du verschwindest hinter warmem Dunst.
Das Atmen fällt dir schwer, fast erdrückt
von den Dingen, die verborgen auf dich lauern.
Ziehst du dich zurück, weit nach hinten.
In eine dunkle Ecke,
in der eine Box steht,
die alles gespeichert hat.
Alles, was du gesehen, gefühlt, erlebt hast.
Manchmal öffnet sie sich
und lässt Erinnerungsfetzen hinausgleiten,
die sich ganz langsam durch
deine Schädeldecke bohren
und sich festsaugen
so fest,
dass du sie
gar nicht mehr loswerden kannst
Gerüche schlängeln sich durch deine Nase
und lassen Bilder entstehen,
die so bunt, so chaotisch,
so hell erscheinen
dass du deine Augen kurz zusammenkneifen musst
Geräusche dringen an dein Ohr,
die dich zusammenzucken lassen
Schreie, die immer und immer wieder widerhallen
so laut, das du ins Wanken gerätst.
Ein Kälteschleier legt sich
um deine rissige Haut,
die aufzureißen droht,
solltest du nur eine Faser deines Körpers bewegen.
Daher stehst du,
gefesselt von dir selbst
einfach nur da
in der Hoffnung
all das würde sich verflüchtigen
genauso schnell
wie es gekommen ist
Manchmal muss man sich selbst fesseln
bevor man wieder frei atmen.
Sich frei bewegen.
Angstfrei sehen kann.
Frei sein kann.

© Nelli H. 

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Poesie

Fragmentarische Gedanken eines Abends.

Demoliert vom Leben. Kaum denkst du, du könntest wieder atmen, legt sich ein unsichtbarer Schleier über dich, der dir das Atmen erschwert. Deine Augen wirken leblos, kalt. Als würde das Leben an dir abprallen. Als ob du es nicht mehr aufnehmen könntest.

Durch Vergangenes verbunden, doch durch das Heute in zwei Seelen geteilt. Wir reden und reden und reden, doch hören wir uns nicht. Meine Sorgen, die nicht deine sind, mit Frohsinn bedeckt, die das Herz schwärzt. Resignation vermischt mit täglichem Geplänkel.

Damals wie heute das dringende Bedürfnis zu suchen, das, das mich erfüllt. Doch immer noch verborgen, dem Ziel nachjagend, nicht wissend, ob es sich finden lässt. Es sich jemals fühlen lässt. Der Moment des Angekommenseins.

Ungewissheit, die wohl jeder kennt. Das Gefühl verloren zu sein. Das Gefühl einsam zu sein, obwohl andere Personen um dich herumschwirren. Doch auch jeder kennt das Gefühl, das etwas Großartiges wartet, ganz egal, was es sein wird. Es ist das Warten und die Kraft des immer Weitermachens wert. Das Leben ist es wert, in all seinen Facetten, in all seinen wunderschönen Kleinigkeiten, die groß für uns sind, wahrgenommen und gelebt zu werden. Für jeden sind die kleinen, großen Dinge etwas anderes, andere Begebenheiten, andere Worte, die jemand zu einem sagt. Bei jedem eine andere Geschichte. Doch das Gefühl ist bei jedem gleich. Tiefempfundenes Glücksgefühl und Geborgenheit. Jeder wird früher oder später ankommen.

© Nelli H.

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Poesie

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Nicht wissend, ob sich unsere Blicke jemals wieder begegnen werden, kehre ich dir den Rücken zu, doch mein Herz wende ich nicht ab.
Öffne es weit.
Nicht wissend, ob ich jemals wieder deinen Atem auf meiner Haut spüren werde, wende ich meinen Blick nicht mehr ab, zwinge mich, dich anzusehen, trotz des unendlichen Schmerzes, der mich schwerer atmen lässt. Fast vergesse ich zu atmen. Dein Blick ruht auf meinem. Ruhig. Intensiv.
Dein Atem wird schwächer. Traue mich nicht, genauer hinzuhören. Dein Brustkorb hebt und senkt sich, die Abstände werden länger, unregelmäßiger.
Deine Hand auf meiner, durchströmt mich mit Wärme. So, wie du es immer getan hast – lebendige Wärme.
Die Welt steht still, keinen Laut nehme ich wahr. Keinen einzigen. Einzig und allein, der Puls drückt sich durch deine Fingerspitzen in meine. Die Zeit steht still. Kein Windhauch berührt mein nun kälter gewordenes Herz. Mein Atem stockt.
Sanft drücke ich meine Lippen auf deine, möchte dir sagen, wie sehr ich dich liebe, wie sehr du mein Leben bereichert hast. Doch ich bin mir sicher, dass du weißt, was ich dir damit sagen möchte und lasse das Leben in größter Stille dem Tod begegnen.
Deine Mundwinkel ziehen sich ein klein wenig nach oben, bevor du mich zurücklässt. Du hast deinen Frieden gefunden und ich werde meinen durch dich finden.

© N. H.

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