„Verschwende keinen Gedanken mehr an die Vergangenheit. Sie ist vergangen, vergangen.“ Let it go.
Doch was ist, wenn die Vergangenheit dich mit ihren Pranken an Ort und Stelle hält – wie ein Schiff, das mithilfe eines Ankers im Hafen gehalten wird? Es kann sich zwar sanft hin und herbewegen, doch es verlässt den Hafen erst wieder, wenn jemand anderes darüber bestimmt.
Lass sie los, lass sie los. In meinen Schläfen pocht es – doch das Pochen ist nicht synchron mit meinem Herzschlag. Wie zwei Trommeln, die von verschiedenen Personen gespielt werden. Die Person, die man sein könnte und die, die man ist. Jetzt und hier.
Die Angst schlängelt sich meinen Körper entlang, bis zu meinem Hals, sodass er sich zuschnürt. Zuschnürt. Kaum noch Luft, die zum Atmen bleibt, aber gerade genug, um nicht zu ersticken. So verweile ich im vermeintlich sicheren Hafen, festgezurrt durch Gedanken und Erlebnisse, die sich vor mir abspielen wie auf einer Leinwand eines einladenden, geräumigen Kinosaals, der mit jeder Szene kleiner zu werden scheint, mich bedrängt, Schatten auf mir ablegt, die ich versuche abzustreifen. Sie sind nicht meine, nicht meine.
„Dieser Kampf ist sinnlos, sinnlos“, hämmert es repetitiv in meinen Gedanken. „Sinnlos, sinnlos.“ Immer lauter werdend versucht mich dieser Chor kleinzuhalten. Doch ich halte dagegen. Es mag an manchen Tagen vielleicht sinnlos erscheinen, doch das ist es nicht.
Dieser Anker wird immer da sein, energieraubend, vorwurfsvoll, negativ, voller Missgunst und Hass. Ich kann ihn nicht von mir trennen, nicht lösen, da er Narben hinterlassen hat, die so tief sind wie meine Seele. Doch was ich tun kann: Anlauf nehmen und von Bord springen. Meine Angst und meine Zweifel werden vom kühlen Nass weggespült.
Wenn Flammen von Verzweiflung und Hass auflodern, die nicht zu mir gehören, ist es meine Liebe, die dagegenhält.
„Niemals wieder fremdbestimmt“, denke ich und schwimme der Sonne entgegen, die am Horizont eins wird mit dem Meer.
