Es regnete Glasscherben,
sie zerschnitten, die Konturen,
Licht reflektiere die Schnittwunden.
Blutrot rann es herab.
Glanz ertränkte meinen Blick.
Einen Schritt vorwärts tretend, fühlte ich Wasser
durch den Stoff meiner Schuhe sickern.
Ein Schwall von Sorgen, sog mich hinab in die Tiefe.
Ertrank mein Wissen, meine Reue, meine Standhaftigkeit.
Hatte keinen Halt, er hatte sich im Dunst aufgelöst.
Bäume flogen kreuz und quer.
Häuser fielen um und streiften den Himmel.
Die Uhr der Zeit hatte sich verselbstständigt,
die Sanduhr wurde wieder voller, statt leerer.
Der Himmel tat sich auf, warf Menschen herab.
Meine Augen vor Angst geschlossen,
berührten mich die leichenblassen Gestalten.
Ein Schauer durchzog mich, ließ mich erkalten.
Reglos lagen sie um mich herum.
Wollte ihnen Leben einhauchen.
Sturm kam auf, verdunkelte die Umgebung,
es blitzte, donnerte.
Verzweiflung breitete sich wie eine Schneedecke
über dem Land aus.
Aus brauner Erde wurde kaltes Eis.
Meine Haut wurde nach und nach kalt,
wurde hart,
die Starre packte mich und ließ nicht wieder von mir ab.
Schneeflocken erschwerten meine Wimpern,
Luft bekam ich nicht.
Aus Verzweiflung wurde pure Angst.
Etwas regte sich.
Auf der Straßenseite gegenüber brannte eine Laterne.
Schwacher Schein erleuchtete das, was unter ihr war.
Eine Pistole, schwebend,
auf mich gerichtet.
Die Sekunden zogen sich wie Stunden.
War gefangen, die Kälte ummantelte, die Angst packte mich.
Der Lebenswille wuchs.
Ich würde warten bis das Eis schmolz.
Würde es schaffen.
Würde wieder Farbe in der Welt finden.
Würde die Leichen wieder leben sehen.
Meine Mundwinkel zogen sich nach oben,
ein Eiszapfen fiel.
Die Gleichgültigkeit verschwand.
War bereit für alles einzustehen, für alles, was man Leben nannte.
Plötzlich erstarb jegliche Regung in mir, Euphorie tanzte mit der Panik.
Soeben ertönte ein lautes, bedrohlich klingendes Geräusch.
Ein Knall.
Richtung Leben, Richtung Tod.
© Nelli H.
Großartig, finde ich mich arg heftig drin wieder! Gut, kann jetzt jeder behaupten, dass er sich drin wiederfindet. Aber wenn die Link-Setzung für dich okay ist – so weit weg von meinem Text dort ist das nicht, oder?
http://davidwonschewski.wordpress.com/2012/11/19/november-1984-fragment/
Wobei, warte – ich glaube den hast du schon „geliked“, oder?;-) Verdammte Wirrnis aber auch…
Liebe Grüße,
David Wonschewski
Hallo David,
freut mich, dass es dir gefällt und du dich damit identifizieren kannst. Die Verlinkung zu deinem Text ist gar kein Problem. 😉
Ja, sie behandeln beide eigentlich schon die gleiche Thematik. Hab‘ ihn mir gestern schon durchgelesen, war eine super Abwechslung zu den Unitätigkeiten. Hat mir wirklich sehr gut gefallen und mich auch ein wenig betrübt.
Achja, immer dieses Chaos! 😉
Beste Grüße und einen wunderbare Tag!
Nelli
So, überprüft – ja, du hast ihn schon „gemocht“, den Text…“so betrachten Sie diese Mitteilung bitte als gegenstandslos“…;-)
Nein, nein gegenstandslos ist sie keineswegs. 😉
Hervorragend. Und – hm, wie formuliere ich es – wenn es dich betrübt hat, dann, tja, dann haben wir wohl alles richtig gemacht;-)
Dem stimme ich zu. 😉