Poesie

In fremde Seelen eintauchen.

Trag mich dorthin,
wo Münder sprechen, was Herzen meinen.
Wo Worte noch Bedeutung haben
und wundervoll bunte Welten voller Liebe kreieren.
Führe mich zu den Menschen,
die anderen auf einer tiefen Ebene begegnen,
weil sie sich selbst in die dunkelsten Ecken
gefolgt sind.

Menschen, die sich nicht scheuen
vor all den Empfindungen ihrer Zeit.
Führe mich auf ihre Pfade,
denn dafür bin ich bereit.

Eintauchen,
tief tauchen,
in fremde Seelen,
die schon bald zu treuen Weggefährten werden.

Das ist der Sinn meines Seins: Verbindung
– zu mir selbst
und zu anderen.

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Poesie

Im Wandel begriffen.

Im Wandel sind mein Körper und meine Seele begriffen,
von der Vergangenheit und dem Hier und Jetzt wurden und werden
meine Gedanken geschliffen,
hab mich so oft verglichen und bin dabei an meine Grenzen gestoßen,
manche Seiten an mir hab ich deswegen weggestoßen,
sicher in einer Truhe verschlossen,
für die niemand einen Schlüssel hat,
nicht einmal ich selbst
– so dachte ich.
Doch durch den Spalt zwischen Deckel und Truhe
schimmern sie hindurch
wie kleine Blitze,
die Ecken und Kanten meiner Selbst.
Manchmal bin ich kurz davor,
das Schloss aufzubrechen,
doch dann sind sie wieder da:
Die Momente,
die in mir pulsieren
und stechen,
in meine wunderschön zarte Haut.
Dieser Schmerz ist mir vertraut,
mehr noch,
er ist mein Zuhause.
Die Truhe zu öffnen
würde bedeuten,
diesen sicheren, aber doch schmerzhaften Hafen zu verlassen,
und verblassen zu lassen,
was war und was ich selbst von mir dachte.
Ganz sachte
setze ich einen Fuß vor den anderen
und gehe mit jedem Zentimeter
ein Stück mehr auf mich zu.
Denn ich bin es,
der Schlüssel zu mir selbst.  
Ein tiefer Atemzug und ein Klacken
und ich lasse sacken,
diese starke Verbindung,
die mich durchfährt,
während ich auf das Strahlen
meiner inneren Welt blicke.

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Poesie

Im Gehen zeigt sich der Weg.

Hier kommt ein neuer Text, den du dir auch in meinem Podcast „Poesiepause mit Nelli“, Folge 12, anhören kannst. Den Podcast findest du auf Spotify. Ich würde mich sehr freuen, wenn du reinhörst. 🙂
Hier der Link: https://open.spotify.com/episode/4uYDx8sCgDvGbRx5r1h6pD?si=5160197bb7cc4f32

Du denkst, dein Leben käme einem Untergrundtunnel nahe,
durch den du manchmal kriechend, manchmal aufrecht stehend,
ungesehen durch die Welt ziehst.
Du denkst, man könne dein Leben mit einem Todestanz vergleichen,
da deine Lebensfreude immer mehr verblasst,
wie ein Bild, das auf einer beschlagenen Oberfläche gezeichnet wurde
und nur selten wieder sichtbar ist.

Doch was ich sehe, ist eine wunderschön bunte Seele,
die sich kaleidoskopisch verändert, sich ausdehnt, wächst
und so viel Freude und Licht in diese Welt bringt.
Was ich höre, ist eine belebende, warme Stimme, die gerne singt,
auch wenn sie mit Herausforderungen ringt.
Was ich fühle, sind Umarmungen,
die verbinden und aus purer Liebe passieren.
Augen, die auf ihr Ziel gerichtet sind,
es manchmal wieder verlieren,
doch jedes Mal wieder dorthin zurückkehren.
Was ich spüre, ist ein Geist, der offen ist für verschiedene Ansichten,
neue Ideen, für die Geschichten anderer.

Deine Seele ist ein Wanderer,
der sich an verschiedenen Orten heimisch fühlt,
Sorgen und negative Gedanken mit einem herzlichen Lachen davon spült.
Und vielleicht bist du nicht auf der Flucht,
sondern auf der Suche.
Nicht im Schatten gefangen,
sondern im Wandel begriffen.
Nicht das Ankommen ist das Ziel,
sondern, dass du dich aufmachst,
weitergehst und erkundest,
was dich erfüllt:

Denn tief in dir drin,
weißt du,
dass sich Wege erst zeigen,
wenn du sie gehst.

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Tanz von Licht und Schatten.

Vielleicht steht alles schon geschrieben,
doch wurde verschoben oder gar vertrieben,
wen und was wir lieben.

Denn wir werden oft getrieben
von Angst und Zweifeln
– dem Käfig unserer Gedanken.

Wie scharfe Pranken
greifen sie,
greifen sie zu.
Halten uns fest an dunklen Orten,
an denen wir all das horten,
in dem wir so oft versanken.

Einigem davon haben wir etwas zu verdanken,
Kintsugi-Narben, die unseren Körper
funkeln lassen wie einen Diamanten.

Egal, wie oft wir uns verrannten,
vor Schmerz fast verbrannten:

wir schimmern golden.

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| Verschluckt. |

Dieser Text befindet sich schon seit Jahren in meinen Entwürfen. Heute habe ich ihn wiederentdeckt, teile ihn mit euch und bin gespannt, was ihr darüber denkt. 🙂 Ein schönes Wochenende euch allen.

Orte, die sich verändern,
von Stunde zu Stunde,
Objekte, die sich öffnen.
Menschenmengen verschlucken.
Irgendwo ausspucken.
Blau gesellt sich zu Gelb, wird grün.
Schreie, die hallen.
Seelen, die brechen.
Leute, die obszön kotzen.
Zu Hause und doch ein Punkt unter vielen.
Steige ein, lass mich verschlucken.
Fall‘ raus.
Hier mal Abwehr,
dort ein Lächeln.
Fröhlichkeit geht mit
Traurigkeit.
Rührt die Masse um.
Und doch lässt sich niemand anstecken,
von dem andern.
Jeder für sich.
Ein Punkt,
der seinen Weg entlangläuft.
Verbunden, kennzeichnen sie
Anfang bis Ende.
Ein Weg.
Holprig.
Mal glatt.

Räder rattern,
die Straße vibriert im Takt.
Stadtmusiker untermalen Vordergrund mit Hintergrund.
Die Hälfte sieht sie nicht
und doch zeigt das Schaufenster ihre Konturen.
Lautlos, diese Melodie.
So scheint es.
Kinder, die rennen.
Eis tropft auf Asphalt.
Eine Katze drückt sofort ihre Pfote hinein.
Die Kirchenglocke spricht,
das Apothekenlicht flackert.
Eine Glühbirne: defekt.
Eine kalte Brise erfrischt die Gemüter.
Flyer fliegen ihren Weg durch die Lüfte.
Einer landet auf dem Hut eines älteren Mannes,
der merkt es nicht.
Trägt ihn hinfort.
Die gelben, rötlich schimmernden Blätter rauschen,
der Springbrunnen plätschert dazu.
Eine bunte Masse,
nur zusammengenommen.
Jeder geht seines Weges.
Ein Teil dieser Masse.
Doch interessiert es ihn nicht.

Die Gedanken, sie kreisen,
Um die Dinge, die jeder mal empfindet.
Die uns prägen.

Der große, bunte Punkt.
Bewegt sich,
nordwärts,
südwärts,
nimmt Abkürzungen,
taumelt über Brücken.
Verliert Mitläufer,
nimmt neue auf.
Formt sich,
wird eckig.
Man kann ihn nicht fassen.
Jeder ist ein Teil.
Gerade jetzt.
Ist es gewesen
und wird es morgen wieder sein.

Wir laufen mit ihm.
Täglich.
Sehen Gesichter vor Sorge faltig werden.
Sehen Mundwinkel,
die sich nach oben ziehen.
Sehen Musiker,
die unserem Schritt eine Melodie geben.
Sehen so viel,
wenn wir nur mal die Augen öffnen würden.

© Nelli Halter

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Dahlienfeuer

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